Eigentlich wollte ich nichts mehr dazu schreiben, da bereits diverse Medien darüber berichteten, aber nach über zwei Monaten ist es der Deutschen Telekom, dem Netzbetreiber mit dem „besten Netz“, nicht möglich zu einer Lösung zu finden um die Mobilfunkversorgung in Karlsbad-Spielberg wieder zu verbessern.
Was ist passiert?
Vor über zwei Jahren wurde dem Anbieter der seit 2006 bestehende Maststandort im Ortskern von Spielberg vom Grundstückseigentümer gekündigt. Da der Besitzer allerdings die Kündigungsfrist verpasst hat, lief der Standort ein Jahr länger als geplant. Also wusste die Telekom seit mindestens 2018 von der Auflösung des Standorts im Jahr 2020. Man hätte sich also frühzeitig um das Dilemma kümmern können. Da der Netzbetreiber eine große, internationale Aktiengesellschaft mit ordentlich Manpower und viel technischem Knowhow ist, hatte man sich natürlich sofort diese Lösung überlegt: Keine. Es wurde, meiner Meinung nach, ein Planungsbüro beauftragt, welches für die Deutsche Funkturm im Auftrag der Deutschen Telekom einen Maststandort für Spielberg suchen sollte. Leider wurde wohl zu Lange am PC geplant, sodass die ersten Vorort-Termine erst im Juni 2020 stattfanden.
Und so geschah dann leider das hier:
15.07.2020 – Mein Handy zeigt plötzlich nur noch schlechten Empfang via 2G (EDGE) an. Ein Anruf bei der Telekomhotline über die 2202 ergab: „Ja, ist eine Störung, ist aber Ende Juli 2020 behoben.
27.07.2020 – Der Handymast wurde fachmännisch abgebaut, am alten Standort zeugt nichts mehr von einem Standort, ich frage höflich beim Telekomhilft-Team (Socialmediateam) nach, was denn der Stand sei.
29.07.2020 – Das Telekomhilft-Team geht von einer überlasteten Zelle aus. Von einem Standortabbau ist erstmal nichts bekannt.
30.07.2020 – Man hat neue Infos für mich: Der Standort ist ausgefallen, an einer Entstörung wird gearbeitet. Der Mitarbeiter teilt mir weiter mit, dass hier nichts abgebaut wurde. Ich frage mich: Was soll denn noch entstört werden, wenn der komplette Standort fehlt und die Telekom das nicht einmal selbst weiß?
31.07.2020 – Ich zweifle an mir selbst und hake sicherheitshalber nochmals bei der Telekom und der Bundesnetzagentur nach, nicht dass der Mast der Konkurrenz gehört und ich die Pferde umsonst aufgescheucht habe.
31.07.2020 – Zwei Stunden später – Prompt antwortet mir der Mitarbeiter des Socialmediateams, dass es sich um den von mir genannten Standort handelt. Man hat auch noch die schlechte Nachricht, dass die Kollegen die Entstörzeit hochsetzen mussten.
04.08.2020 – Ich habe über das Wochenende nochmals bei der Telekom nachgefragt, ob es denn wirklich nicht sein könne, dass der Vertrag für den Mast vom Grundstückseigentümer gekündigt worden sein könnte. Die Antwort der Telekom: „Ihr habt recht, der Mietvertrag für den Sender wurde tatsächlich vonseiten des Hausbesitzers gekündigt.
Bevor ihr mich oder den Kollegen steinigt, sei gesagt, dass der Abbau als solcher bei uns nicht korrekt dokumentiert wurde, darum die verwirrenden bis falschen Aussagen.
Das tut mir sehr leid.“
Von Beileidsbekundungen habe ich genauso viel, wie die Mitarbeiter der Krankenhäuser, für welche eine halbe Stunde am Balkon geklatscht wird. Daher biete ich dem Mitarbeiter ein Grundstück von mir als temporären Maststandort an. Strom wäre vorhanden, Glasfaser in Sichtweite. (Und wie ich inzwischen erfahren habe, sogar noch eine Fasertrasse der Telekom!!)
05.08.2020 – Per Mail lasse ich die Kontaktdaten, sowie den genauen Standort an die Telekom zukommen und fahre in Urlaub.
07.08.2020 – Die Bundesnetzagentur bestätigt mir den abgebauten Standort als alleinigen Telekom Deutschland Standort.
15.08.2020 – Ich komme aus dem Urlaub in Österreich zurück. Wahnsinn. Sogar in den tiefsten Schluchten in Österreich, vollen LTE-Empfang der Telekom. Zu Hause die Ernüchterung „Nur Notrufe“. Auch während meiner Abwesenheit, keine Änderung des Zustands, auch null Kontaktversuche der Telekom zwecks des temporären Standorts. Vielleicht geht man ja auch davon aus, dass man mich eh nicht erreichen könne ?!?
18.08.2020 – Niemand meldet sich. Mir reichts, ich schalte die Medien ein und wende mich an die BNN. Hier erfolgt auch prompt Rückmeldung, wir telefonieren (übers Festnetz, Mobil ist ja nicht möglich) und ich lasse meine Recherchen dem Mitarbeiter der Zeitung zukommen.
26.08.2020 – Der Artikel erscheint in der Print- und Webausgabe der Badischen Neusten Nachrichten. Link zum Artikel. Zeitgleich berichtet auch die Pforzheimer Zeitung über den Umstand. Link zum Artikel.
Seitdem ist nichts passiert. Ich helfe den verbliebenen Telekomkunden vor Ort das beste aus der Situation zu machen. Teilweise erwirken wir Sonderkündigungen oder wechseln in andere Tarife.
11.09.2020 – Die BNN berichten erneut darüber. Laut Pforzheimer Zeitung gäbe es eine Lösung. Man hat sich wohl mit der Gemeinde Karlsbad für einen temporären Standort am Wasserturm geeinigt. Aus Telekomkreise erfahre ich, dass der Mast wohl ende September stehen soll. Link zum Artikel.
30.09.2020 – Kein Mast weit und breit.
Update:
06.10.2020 – Nachdem vergangene Woche mitgeteilt wurde, dass die EnBW noch einen Stromanschluss für den Standort geliefert werden muss, kam heute endlich der Baustromverteiler und die Stromzuführung. Jetzt muss diese noch verlegt werden und dann geht’s endlich voran. Vielleicht ;-).
20.10.2020 – Der Mast wird aufgestellt.
Trivia:
– Der alte Mast wurde durch einen Subunternehmer einen Monat zu früh abgebaut.
– Die Telekom bat beim ehemaligen Vermieter den Standort ein paar Monate zu verlängern, die Technik war zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits nicht mehr vor Ort.
– Außer über das Telekomhilft-Team gab es noch keine Reaktion der Telekom dazu. Nicht einmal auf Presseberichte wurde reagiert.